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„Viele Reiter klemmen aus Angst im Galopp mit dem Knie“

(Foto: Maresa Mader)

Anja Beran, bekannt für ihre feine Reitweise und ihre schonende Pferdeausbldung, ist ebenfalls  seit der ersten Ausgabe Feine Hilfen– Autorin. Beim Feine  HilfenSymposium am 10. und 11. September zum Thema “Der Sitz des Reiters” ist sie einer der vier Dozenten.

Wir haben auch mit ihr ein Kurzinterview mit ihr zum Thema Sitz geführt. Zum Interview mit Dr. Thomas Ritter geht es hier lang.

 (Foto: Maresa Mader)

(Foto: Maresa Mader)

 

Feine Hilfen: Was wäre das perfekte Exterieur für einen Reiter? Gibt es das überhaupt?

Anja Beran: Ein athletischer Körper mittlerer Größe. Die Beine sollten lang sein, bei einem nicht zu langen Oberkörper. Ganz entscheidend ist, dass der Körper symmetrisch ist, das bedeutet, gerade Schultern, gerades Becken, die Wirbelsäule korrekt angelegt, ohne falsche Krümmungen. Die Beine sollten eher flache Oberschenkel haben und weder eine O – noch eine X – Stellung haben und die Füße sollten gleichmäßig ausgerichtet sein.

Feine Hilfen: Und was kann man machen, wenn man diesem Ideal nicht entspricht (außer das Reiten aufzugeben)?
Anja Beran: Solche Reiter sollten versuchen, ihrem Körper durch das Erlangen einer gewissen Fitness, z.B. durch Leichtathletik, eine gewisse Form zu geben. Ein intensives Training im Bereich, Tanz, Ballet oder gezielter Gymnastik hilft, den Körper gut zu koordinieren, wahrzunehmen und eine positive Körperspannung und aufrechte Haltung zu erlangen. Wenn man diese Vorteile erarbeitet hat, dann ist man auch bei etwas ungünstigem „Exterieur“ besser dran, als jemand der gut gebaut ist, aber keine Muskeln und kein Körpergefühl hat! Und schließlich zählt beim Reiten nicht nur der perfekte und schöne Sitz, sondern auch das Gefühl und der Intellekt. An beidem sollten wir stets arbeiten und wenn möglich viel Lesen und gute Reiter beobachten. Sich ständig hinterfragen, viel Reiten und dann wieder reflektieren, das wird uns bei unserem Wunsch gut zu sitzen und besser zu reiten, voran bringen!

Feine Hilfen: Welche Sitzfehler begegnen Ihnen am häufigsten? Was müsste praktisch jeder Reiter verbessern?
Anja Beran: Sitzfehler die aus der Schiefe des Reiters resultieren begegnen mir am häufigsten und sind gleichzeitig am schwersten auszumerzen. Das sind z.B. das Hochziehen einer Schulter, das Schiefhalten des Kopfes, das Einknicken in der Taille mit der damit verbundenen Gewichtsverlagerung im Sattel. Auch häufig ist das Hochziehen eines Schenkels, sowie die Fähigkeit sich nach einer Seite gut drehen zu können und zur anderen fast gar nicht, ebenso wie die mangelnde Fähigkeit beide Arme oder Schenkel in derselben Art und Weise einsetzen zu können. Jeder Reiter sollte sich daher mit Hilfe eines Physiotherapeuten regelmäßig auf seine Symmetrie überprüfen lassen und schließlich an seiner Koordination und Körperwahrnehmung arbeiten.

Feine Hilfen: Viele Reiter sitzen im Schritt und Trab ganz passabel, verlieren aber im Galopp den Steigbügel oder beginnen im Knie zu klemmen. Woran kann das liege und was würden Sie diesen Reitern empfehlen?
Anja Beran: Meistens klemmen sich die Reiter im Knie fest und verlieren die Bügel, weil sie sich unsicher fühlen, bzw. Angst haben. Deshalb ist es extrem wichtig, dass sie ausschließlich auf hervorragend gerittenen Pferden galoppieren, die wirklich in einem sehr versammelten Galopp gehen können, damit solche Reiter Vertrauen fassen und lernen loszulassen. Idealerweise sollten sie einige Zeit ausschließlich an der Longe galoppieren und sich unter Anleitung in diesen sehr ruhigen schaukelnden Galopp einfühlen! Das Reiten vieler Übergänge Schritt – Galopp – Schritt ist außerdem sehr hilfreich.

Feine Hilfen: Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

 

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Category: Dressur

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