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Bin ich Künstler, Reiter, Pferdefreund?

von Anna Eichinger +++ TEASER & LESEPROBE aus Feine Hilfen 50 +++

Conversano Aquileja I in der Levade. (Foto: Katharina Gerletz Fotografie)

Österreich – das bedeutet Stephansdom, Riesenrad, Mozartkugeln, Festspiele, berühmte Skifahrer, Sängerknaben und freilich auch die Schimmel der „Spanischen“. Österreich ist Kultur und Wintersport, aber ist Österreich auch Reitkunst? Als Österreicherin kommt man mit der Reitkunst freilich sehr früh in Berührung. Spätestens wenn die Bildschirme am 1. Januar traditionell zum „Katerfrühstück“ mit dem Neujahrskonzert aufflackern, sieht man die Philharmoniker und mit ihnen Sängerknaben, Staatsopernballett und selbstverständlich auch die Lipizzaner.

Für mich waren die Lipizzaner – mit Verlaub – erst mal dick. Und klein. Und sie waren auf den ersten Blick keine Individualisten. Mit sechs Jahren lässt man sich eher von Black Beauty begeistern als von einer exakten Quadrille, die an Genauigkeit nicht mehr zu überbieten war.

Trakehner statt Lipizzaner

Von meinem Wohnort war es ein vierzigminütiger Katzensprung mit dem Auto nach Piber, ich hatte zu Fuß jedoch nur wenige Minuten zu einem Trakehnergestüt, das meine reiterliche Heimat wurde. Mit sechs Jahren thronte ich also stolz auf einer Trakehnerstute namens „Kaldea“ aus der berühmten Stutenfamilie der „Kassette“. Viel interessanter als die eigene Geschichte, die Geschichte der österreichischen Reitkunst, fand ich zum damaligen Zeitpunkt die Geschichte der Trakehner, wobei sich ja hier auch einige Parallelen zu den Lipizzanern finden. Beide Pferderassen wurden durch den Zweiten Weltkrieg ja stark bedroht. Und eine Verwandte von Kaldea sollte mich bei meinem späteren Werdegang auch noch stark inspirieren, denn „Kaskade“ ziert das Cover von Bent Branderups Buch „Reiten auf Kandare“. Im Gestüt hatte ich das Glück, einen recht feinen Umgang mit Pferden zu lernen. Sehr früh kam ich auch mit Lektionen wie Schulterherein und Kruppeherein in Berührung, ich schulte mein Gefühl, allerdings konnte ich damals noch nicht sagen, warum ich welchen Inhalt überhaupt reiten sollte. Typisch draufgängerisch, war ich in der Jugend fasziniert von der Vielseitigkeitsreiterei und dem Springen. Zum Glück gab es Hugo Simon – Hugo Nationale –, auch auf einem Schimmel unterwegs, nämlich Apricot D. Beim legendären Stadthallenturnier in Wien erfuhr ich, dass Hugo Simon eigentlich als Deutscher sein Land bei den Olympischen Spielen vertreten wollte, jedoch lediglich als Ersatzreiter nominiert wurde. Die Lipizzaner im Showprogramm wurden wieder nicht sonderlich von mir beachtet, zu sehr quälten mich die Gedanken, im Grunde keine eigene, für uns Lernende greifbare Reiterei in Österreich zu haben. Sowohl Ross als auch Reiter wurden für den Erfolg importiert.

Kulturschock: Mein erster Kontakt mit der AR

Durch eine Bekannte kam ich dann Jahre später, konkret 2006, auf Bent Branderup. Meine Stute war damals ein Rehafall und unsere Beziehung litt stark darunter. 2008 wurde ich Schülerin von Bent Branderup und nahm an meinem ersten Kurs mit ihm teil. Allerdings wäre ich am liebsten direkt wieder geflüchtet: Seltsam verzierte Sättel und Kandaren – ich wollte auf keinen Fall zu den Kostümreitern gehören, ich wollte es richtig lernen. Für mich war damals alles Kostümreiten, was neu und anders aussah. Womit wir bei der österreichischen „Das war schon immer so“-Mentalität wären. Veränderungen fallen uns sehr schwer. Ich habe es aber geschafft, diese Eigenart zu besiegen, denn gerade in der Reiterei sollten wir flexibel und vor allem kritikfähig sein.

Meine Reise zur Reitkunst

Ich war von Bent Branderups Theorievorträgen begeistert, hatte das Gefühl endlich Zusammenhänge begreifen und verstehen zu können. Dass Reiten Kunst sein kann, das kannte ich freilich aus den Fernsehbildern der Spanischen Hofreitschule, hatte jedoch nie die Kunst für sonderlich erstrebenswert empfunden. Ich war zwar Fan der Dressurreiterei, hatte diese jedoch immer als Sport wahrgenommen. Nun lernte ich Reiten als „Reitkunst“ neu kennen und verstehen. Heute weiß ich, dass der Einfluss der Spanischen Hofreitschule die gesamte europäische Reiterei geprägt hat. Auf meinem Schreibtisch liegt immer zum Nachschlagen griffbereit Gustav Steinbrechts „Das Gymnasium des Pferdes“. Oberbereiter Max Ritter von Weyrother aus der Spanischen Hofreitschule hat die Reitkunst in Deutschland stark geprägt, und so findet sich auch ein Stück der „Spanischen“ im Werk von Steinbrecht wieder. Am Anfang meiner Reise zur Reitkunst standen nun Wunsch und Wille, die Reiterei endlich zu begreifen und zu verstehen. Im Grunde hätte ich in Österreich ja von Piber bis zur Spanischen alle Inhalte greifbar nahe gehabt. Als Studentin der Film-, Theater- und Medienwissenschaften in Wien schwänzte ich sehr häufig die Vorlesung, um mir zum heißen Studententicket von etwas mehr als zwei Euro die Morgenarbeit der Lipizzaner zu gönnen. (…) Sie möchten den Artikel zu Ende lesen? Hier können Sie das Einzelheft FEINE HILFEN Ausgabe 50 als Print-Version bei CADMOS bestellen.

Anna Eichinger

…ist seit 2015 lizenzierte „Bent Branderup®“-Trainerin in Österreich. Sie schreibt regelmäßig für Fachmagazine wie Feine Hilfen und veröffentlicht wöchentlich unter dem Motto „Einfach reiten“ Artikel und Podcastfolgen auf ihrer Website
 
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(Foto: Katharine Gerletz Fotografie)

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Category: Besondere Themen

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