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Die beste Ergänzung für jedes Training

von Nuno Avelar +++ TEASER & LESEPROBE aus Feine Hilfen 41 +++

 

(Foto: Andrea Kjellberg)

Da ich in Portugal geboren wurde, reite ich seit meinem siebten Lebensjahr Lusitanos – und das, obwohl niemand in meiner Familie sonst reitet. Nichts wurde mir geschenkt, für alles musste ich hart arbeiten. Das tat ich. Mit dem richtigen Ziel, den richtigen Entscheidungen und Fleiß schafft man alles. Wahre Freunde sind ebenfalls ein Schlüssel zum Erfolg. Meine große Leidenschaft gilt dem Unterrichten. Deswegen möchte ich auch lieber Kurse geben als Wettkämpfe zu bestreiten. Den FEINE HILFEN Lesern möchte ich in diesem Artikel erklären, was mir an der Arbeit im Gelände so wichtig ist und welche Übungen ich für besonders nützlich halte.

Geländetraining kann dazu beitragen, das eigene Pferd besser kennen zu lernen und es gesund zu erhalten. Ein Trail oder ein offenes Feld können für die Ausbildung genauso wertvoll sein, wie die Arbeit in der Reitbahn zu Hause. Vielleicht ist es sogar noch effektiver und besser für das Pferd. Working Equitation ist die Disziplin, die am besten auf dieses Konzept anzuwenden ist. Aber auch ganz unabhängig von Sport und Reitweisen, möchte ich meine Gedanken zu den positiven aber auch zu ein paar negativen Aspekten des Outdoor-Trainings mit euch teilen. Ich glaube dass es unerlässlich ist, auf einen Aufbau hin zu trainieren und dahingehend, dass ein Pferd glücklicher, gesünder und geschickter wird.

Die Bedeutung der Motivation
Wenn wir mit dem mentalen Anteil des Trainings beginnen, dann stellen wir schnell fest, dass ein Training draussen durch das freie Gelände ein guter Stimulus für die Arbeit sein kann. Der mentale Aspekt sollte in jeder Art von Reitweise oder Disziplin immer Priorität haben. Ein schöner offener Platz mit Bäumen kann der perfekte Ort sein, um das gemeinsame Training für Dein Pferd interessant zu halten. Nichts ist schlimmer als Monotonie- auch für Pferde. In Portugal haben wir z.B. im Alentejo wunderbare Orte mit der perfekten Landschaft für genau solch ein Training.

Geländetraining kann das Pferd aber auch übermotivieren und es etwas zu ausgelassen werden lassen oder es sogar völlig ablenken von dem, was Du mit ihm machen möchtest. Hast Du aber den richtigen Plan, der genau auf Dein Pferd zugeschnitten ist, wird das Geländetraining eine fantastische Erfahrung für Euch werden. Ein guter Arzt wird auch nicht zehn Patienten dasselbe Rezept ausstellen. Deshalb empfehle ich, dass Zeit und Inhalt des Trainings ganz genau individuell auf Dein Pferd abgestimmt werden müssen.

Muskeltraining
Geländetraining kann verschiedene Trainingsmöglichkeiten vorgeben. Du kannst z.B. versuchen Orte zu finden, an denen Du stärker bergauf oder begab trainieren kannst. Beides stärkt die Muskulatur. Auch für die Rehabilitation von Pferden ist Geländetraining sehr gut. Es wirkt ähnlich wie beim Menschen in der Reha Laufband oder Gewichtsmanschetten. Wie bei jeder sportlichen Aktivität (Gymnastik, Tennis, Fahrradfahren etc.) empfehle ich jedoch, dass Ihr das Aufbautraining von kranken Pferden nicht alleine managen solltet. Holt Euch professionelle Hilfe von einem Trainer, der Euch einen sinnvollen Trainingsplan erstellt. Schritt bietet hervorragendes Ausdauertraining, Trab trainiert das Herz und Galopp die Atmung.

Was könnte schlecht sein daran?
Negativ kann sich ein Outdoortraining dann auswirken, wenn Du ein Gelände mit schlechtem Untergrund, Löchern im Boden oder rutschigen Stellen wählst. Das kann zu kleineren oder größeren Verletzungen führen. Outdoortraining an einem regnerischen Tag ist meist keine gute Idee. Es sollte selbstverständlich sein, dass Du bei allen Aktivitäten mit Deinem Pferd einen Helm anziehst. Dies gilt insbesondere, wenn Du raus gehst, weil es durchaus schwierig werden kann Dich zu finden wenn Du einen schlimmeren Unfall hättest. Schiesst Du mit Deinen Trainingsambitionen über das Ziel hinaus, und überlastest Dein Pferd, kann das ebenfalls ungewollte Resultate nach sich ziehen. Befrage auf jeden Fall einen Trainer, Tierarzt oder Osteopathen bevor Du loslegst.

Hüte Dich vor Trainingstipps von Freunden
Es ist mir sehr wichtig, Dich vor den Freunden zu warnen, die Dir immer wieder Tipps geben dazu, was Du mit Deinem Pferd machen solltest oder nicht. Wir alle haben diese Freunde, die uns Ratschläge geben dazu, was bei ihrem Pferd geholfen hat. Das ist in etwa vergleichbar mit Männern die sich für Fußballspieler halten ohne Fußball zu spielen. Sei immer auf der Hut, weil Wege, die für das eine Pferd passen, meist nicht auf andere Pferde übertragbar sind. Ich habe noch nie ein Pferd getroffen, das genau so tickt wie ein anderes und ich komme viel herum. Bitte nutzt die Vorteile der Arbeit im Gelände, sei dir dabei aber immer im Klaren darüber, dass jedes Pferd ein Individuum ist und dementsprechend individuelle Ansprüche hat. Nutze das Outdoortraining als Ergänzung für die Ausbildung Deines Pferdes und als Gesundheitstraining.

Übungen für das Gelände
Alle Übungen können draussen ausgeführt werden, z.B. auf einem Feld (soweit das mit dem Landwirt abgesprochen ist) oder auf einem Sandweg zwischen Bäumen.

Mobilisierung der Schultern und der Hinterhand
Ein schöner gerader Sandweg kann eine optimale Möglichkeit bieten, verschiedene Übungen zur Mobilisierung von Schulter- und Hinterhand einzubauen (Schulterherein rechts und links sowie Travers und Renvers).
Dieselben schönen geraden Strecken können auch für Übergänge zwischen oder innerhalb der Gangarten Schritt, Trab oder Galopp genutzt werden.
Dabei darf man nie vergessen, dass man um zu versammeln, erst dehnen muss- ein Pferd zu versammeln, das sich festhält, ist unmöglich. Dehnen sollte dabei nicht verwechselt werden mit einem schnellen über Tempo Reiten. Das Pferd muss sein individuelles Arbeitstempo finden, um sich optimal in Balance bewegen zu können und den Rücken zu entspannen. Ich sehe den Brustkorb des Pferdes wie ein Musikinstrument oder eine Springfeder. Die weiche und elastische Bewegung der Oberlinie ist unerlässlich und besonders wertvoll für ein gesundes Training. Jedes Pferd hat eine schwächere Diagonale im Trab. Gezieltes Leichttraben kann das Pferd hier in seiner Balance unterstützen und so den positiven gymnastischen Effekt zur Geraderichtung unterstützen.

Galoppwechsel
Galoppwechsel lassen sich ebenfalls prima im Gelände erarbeiten. Die Pferde sind hier schon gerader und zeigen normalerweise draussen eine bessere Galoppade, was dazu führt dass die Wechsel auch schneller gelingen.

Hohes Gras oder eine Wasserstelle können wie ein natürliches Cavaletti-oder Aquatraining wirken. Beides trainiert die Bewegungsfreiheit.

Feinheit, Leichtigkeit die wir uns alle wünschen können nur mit einem ausbalancierten, gesunden und körperlich fitten Pferd mit der richtigen Bemuskelung erreicht werden. Ein dickes untrainiertes Pony z.B. muss erst einmal in die Lage gebracht werden, uns draussen unbeschadet zu tragen, indem Fütterung, Management und Training genau auf seine Bedürfnisse und die für es möglichen zu erreichenden Ziele ausgerichtet werden. Alles muss in Balance sein – auch unsere Träume und die die wir für unsere Pferde haben.

Ich wünsche Euch viel Spaß und hoffe, dass Ihr einen wundervollen Sommer haben werdet draussen im Gelände. Ich selbst liebe es raus zu gehen und die meisten Pferde finden es toll und geniessen die Zeit in freier Natur.

Sie finden diesen Artikel interessant und möchten gerne wissen welche weiteren Trainingsideen Nuno Avelar für das Gelände hat? Dann lesen Sie in der neuen FEINE HILFEN Ausgabe 41 den Artikel Lieblingslektionen ab Seite 66.

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Category: Dressur

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