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Routine, Bodenarbeit und Tellington-Touches – So wurde SAP Escada FRH auch in der Dressurprüfung weltklasse

LESEPROBE aus der aktuellen Ausgabe 24: „Problem Pferd?“

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Escada war anfangs ein „Feuerstuhl“ in der Dressur und stellte Reitmeisterin Ingrid Klimke vor eine Herausforderung.

 

Interview mit Ingrid Klimke

FEINE HILFEN: Frau Klimke, gibt es ein Pferd, das Sie vor besondere Herausforderungen gestellt hat?
Ingrid Klimke: Da fällt mir direkt SAP Escada FRH ein. Die braune Hannoveraner Stute ist ein echtes Weltklassepferd. Sie ist ein Ausnahmetalent mit sehr viel Vermögen und Herz am Sprung und im Gelände. Sie bringt alles mit, was ein Top-Vielseitigkeitspferd haben muss. Charakterlich ist sie sehr selbstbewusst, aber auch unheimlich fein und sensibel.
Ich übernahm sie achtjährig von Andreas Brand, der sie gut ausgebildet hatte, und war von Anfang an begeistert von ihr. Elastische Bewegungen, fein zu reiten und brav im Umgang. Und dann ritt ich die erste Vielseitigkeit mit ihr in Vairano, unter den Augen des Bundestrainers – und Escada machte in der Dressur vom Einreiten bis zum abschließenden Grüßen das Gegenteil von dem, was ich wollte, und wollte sich in keinster Weise beeinflussen lassen …

FEINE HILFEN: Was haben Sie dann gemacht?
Klimke: Ich habe mit ihrem vorherigen Reiter Andreas Brand gesprochen und ihn gefragt, wie er sie bisher durch die Dressuraufgaben geritten hat. Er ritt sie nur kurz ab und steuerte sie so gut es ging durch die Aufgabe, ohne sie zu sehr zu fordern, was in den höheren Aufgaben schwierig für mich als Dressurreiterin war. Es dauerte dann tatsächlich eine ganze Saison, bis Escada in der Dressur ganz bei mir war. Bis dahin war ich oft „Beifahrer“, denn sie nahm die Hilfen vorweg. Ohne gute Dressur wäre sie aber chancenlos in den Vielseitigkeitsprüfungen, also mussten wir das Problem irgendwie in den Griff bekommen.

FEINE HILFEN: Wie haben Sie es geschafft, dass Escada in Dressurprüfungen besser zu kontrollieren war?
Klimke: Ich nahm sie über den Winter fast jede Woche mit zu ländlichen Dressurturnieren. Dabei ging es mir überhaupt nicht um Platzierungen, sondern nur darum, dass sie Routine im Viereck bekam. Ich testete, ob es sinnvoll war, sie lange oder kurz abzureiten. Oder ob ich sehr früh etwas mit ihr arbeitete und dann einige Stunden später, ohne noch mal viel abzureiten, in die Prüfung ging. Oft ritt ich mit Zügelbrücke und übergeschlagenen Bügeln auf dem Abreiteplatz, um dichter „im Pferd“ zu sein und besser mitschwingen zu können. Mit ganz viel Ruhe, Konsequenz und Geduld wurde es besser. Das Problem lag aber natürlich nicht nur beim Pferd: Je angestrengter ich wurde, desto „heißer“ wurde Escada.
FEINE HILFEN: Das stelle ich mir schwierig vor. Wenn ich mir sage: „Jetzt sei mal gelassen!“, macht mein Körper das Gegenteil. Wie konnten Sie das lösen?
Klimke: Ich holte mir Hilfe bei Peter Kreinberg, den ich als Pferdemenschen sehr schätze. Er sagte, Escada und ich seien sehr ähnlich – sobald wir zusammen arbeiten, sind wir „an“ und wollen loslegen. Trotzdem musste ich ja an ihrem Gehorsam arbeiten, sonst wäre sie für den großen Sport ungeeignet gewesen. Ich sagte zu Peter Kreinberg: „Ich mache nichts und sie wechselt schon!“ Er meinte daraufhin, nichts sei schon zu viel. Sobald ich denke: Ich mache doch nichts, würde ich mich schon zu sehr anspannen. Unter meiner Stallmanagerin Carmen oder meiner Tochter Greta ging sie übrigens völlig entspannt. Saß ich im Sattel, war sie „an“.

Ich bin absolut bereit, über den Tellerrand zu schauen, und das war bei Escada sehr hilfreich. Ich zeigte Escada, dass ich nicht immer nur diejenige bin, die für die Action verantwortlich ist. Ich fragte auch Ina Gösmeier und Linda Tellington-Jones um Rat, machte mit Escada Führtraining, erarbeitete Zirkustricks, ritt mit Halsring … Ich spielte mit ihr. Oder ich kam einfach „zum Chillen“: Ich kraulte sie und war mit ihr zusammen. So baute sie immer mehr Vertrauen zu mir auf. Sie ist sehr personenbezogen, läuft hinter mir her und ist dabei sehr liebenswert. So ein Pferd kann man eben nicht „einfach nur reiten“.

 

FEINE HILFEN: Das stelle ich mir gar nicht leicht vor. Sicher haben nicht alle Besitzer von Sportpferden so viel Verständnis und Geduld, bis Pferd und Reiter zusammenwachsen …?
Klimke: Ich habe das Glück, dass ich Mitbesitzerin bin und Escada Madeleine Winter-Schulze gehört, die immer an das Pferd glaubte und mich sozusagen „machen ließ“. Und der Erfolg gibt uns ja recht: Es war schon ein Highlight, als Escada 2015 die Vier-Sterne-Vielseitigkeit in Luhmühlen gewann.

FEINE HILFEN: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Gespräch führte Claudia Weingand.

 

„Reite zu deiner Freude“, empfahl Dr. Reiner Klimke seiner Tochter Ingrid. Die machte das Reiten zwar zum Beruf, befolgte seinen Rat aber trotzdem. Ingrid Klimkes neues Buch ist ihr persönlichstes: Die Reitmeisterin mit höchsten Erfolgen in der Vielseitigkeit stellt nicht nur ihre vielseitige Ausbildung vor, sondern auch ihr Team und ihre Pferde – darunter auch Escada.

 

Buchtipp:
Ingrid Klimke
Reite zu Deiner Freude
Kosmos Verlag
ISBN 978-3-440-14873-0
29,99 €]

 

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Category: Dressur

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